Annapurna Circuit 2017

Hi, ich bin Chris, Jahrgang 1959, und liebe das Draußensein und die Freiheit in der Natur. Am liebsten würde ich nur noch wandern und reisen, aber leider muß ich noch ein paar Jährchen arbeiten... Die hier beschriebene Reise sollte den Grundstein legen für meine extensiven Wanderpläne, deren momentan absehbarer Höhepunkt der TA in Neuseeland werden wird.

 

 

Meine Reisen plane ich normalerweise allein, allerdings habe ich mich beim Trekking im Himalaja doch für eine geführte Tour entschieden- dazu wusste ich zu wenig über Land und Leute. Also im Frühjahr 2017 wollte ich nach Kathmandu fliegen und legte erstmal einen Klasse Fehlstart hin: Mein Air Berlin Zubringerflieger fiel aus und ich stand an einem Sonntagabend um 21h in Tegel und telefonierte mit Abu Dhabi (Etihad). Nach einigem hin und her konnte ich dann am nächsten Tag nachmittags endlich starten und kam einen Tag zu spät in Nepal an. Ein Vertreter von DIAMIR erwartete mich schon am Flughafen und setzte mich mit einem nicht englischsprechenden Hilfsguide in ein Taxi- die Aufholjagd begann. Einen Tag später um die Mittagszeit hatte ich dann meine Trekkinggruppe in Jagat eingeholt und mein Adrenalinspiegel sank auf normal Null :)

Unsere kleine Wandergruppe bestand aus 3 Frauen (aus dem Osten) und 3 Männern (aus dem Westen), was nichts zu bedeuten hatte, ich fand es nur lustig. Das Fitnessniveau war ziemlich ausgeglichen und wir kamen sehr gut miteinander aus. Unser Guide war Tara, ein sehr angenehmer Nepalese, der extrem gut Englisch und auch etwas Deutsch sprach (1 Jahr Au Pair in Bayern).

Der Annapurna Circuit ist eine 15-tägige Trekkingtour einmal um das Annapurnamassiv herum, welches aus mehreren 7- und 8-Tausendern besteht. Wir starteten auf 1.300m Höhe und wanderten durch ein herrliches Tal, neben uns diese gigantischen Bergriesen. Dieses Gefühl finde ich immer wieder beeindruckend, als kleines Menschlein in den Bergen unterwegs zu sein. Man wird sich bewußt, wie unwichtig der Mensch hier ist und daß die Natur uns wirklich nicht braucht...

Wir bewegten uns stetig bergauf und kamen durch einige kleinere Orte, gingen über viele Hängebrücken und an Flüssen und Terassenfeldern mit Reis entlang. Die Menschen hier in den Bergen leben extrem einfach, sind aber sehr freundlich und lächeln uns an. Gebettelt hat auf der ganzen Reise keiner.

 

 

Nach 3 Tagen waren wir schon auf 3.300m im Upper Pisang. Die Schneegrenze rückte näher. Wir hatten meist blauen Himmel und Sonnenschein bei Temperaturen um die10°C- sehr gut zum Bergauflaufen.

 

 

Rechts: Eine der vielen Hängebrücken 

Eine der wichtigsten Lehren, die ich aus dieser Tour gezogen habe, war, wie wichtig das Gewicht meines Gepäcks ist.

 

Unser Hauptgepäck wurde zum Glück von 3 Sherpas getragen, jeder bis zu 30kg- (Pro Nase waren also 15kg erlaubt). Dabei waren sie froh, daß es NUR 30kg waren. Als richtige Porter tragen sie Lasten bis 70kg die Berge hoch. 

 

Wir mußten nur unseren Tagesrucksack "bewältigen", was dann mit steigender Höhe aber auch spürbar wurde. Auf 5.000m zählt jedes Gramm.

Viele der Sachen in meinem Hauptgepäck benutzte ich garnicht. Mit meinem heutigen Wissen wäre ich wahrscheinlich mit der Hälfte ausgekommen...

Am 5. und 6. Tag unserer Tour legten wir in Manang auf 3.540m einen Akklimatisationstag ein. Wir liefen zu einem nahe gelegenen See auf 4.200m und übernachteten nochmal in Manang- das soll den Körper anregen, mehr rote Blutkörperchen zu produzieren, um die Sauerstoffaufnahme zu verbessern. Im Nachhinein muss ich sagen, hat das gut funktioniert hat.

 

In allen Orten gab es die typischen Stupas, buddhistische Minitempel, und Gebetsmühlen, die man beim Vorbeigehen drehen mußte. An vielen Orten sahen wir die bunten Gebetsfahnen, die im Wind zerfleddern sollen und so die Gebete in die Welt tragen.

 

Wir übernachteten in sogenannten Teahouses- einfache Pensionen mit Frühstück und Abendbrot. Die Zimmer bestanden aus zwei Betten und manchmal gab es da auch noch einen Lichtschalter- aber nicht immer. Schlafsäcke hatte jeder selbst dabei, nachts wurde es doch empfindlich kalt. Wenn dann der Strom da war, hatten die meisten Teahouses sogar WLAN. Außerdem war mir aufgefallen, daß noch im letzten Winkel jede Oma ein Handy hatte, so eins mit Tasten- aber immerhin.

 

Mit dem fließenden Wasser war es auch so eine Sache- wenn es denn floß, dann meistens nur kalt. Das Waschen wurde also auf ein Minimum reduziert und ich fand es garnicht schlimm (=gute Voraussetzungen fürs Trekking)

 

Am 10. Tag erreichten wir dann das High Camp auf 4.900m. Die Luft wurde ziemlich dünn und man konnte nur noch sehr langsam gehen. Ein Bein vors andere, Schritt für Schritt...

 

Es war die letzte Station vor dem Paß, es lag Schnee und wir hatten blauen Himmel! Genial! Abends wurde der Gemeinschaftsraum ca. 1,5h geheizt- mit getrocknetem Yak-Dung. Die Baumgrenze hatten wir schon lang überschritten...Wir aßen unser Abendbrot und verschwanden dann in unseren Schlafsäcken. Es war einfach zu kalt (-10°C). Meine höhenerfahrenen Wanderkollegen hatten mir prophezeit, daß man auf dieser Höhe nur im Sitzen schlafen kann, weil man sonst keine Luft bekommt und ständig aufwacht – aber ich schlief wie ein Baby 😉

                     High Camp: Übernachtung auf 4.900m

 

In dieser Nacht hatte es nochmal leicht geschneit, aber der Weg war noch zu erkennen. Wir standen um 3h auf, um zum Sonnenaufgang auf dem Paß zu sein. Um 7h standen wir alle zusammen auf dem Thorong La Paß auf 5.416m und waren überglücklich. Der Aufstieg war extrem anstrengend, vorallem wegen der dünnen Luft- eigentlich waren es nur 540 Höhenmeter... Danach ging es 1.700 Meter runter.

 

Mittags kamen wir in Muktinath, im Hotel Bob Marley, an und es gab warme Duschen!!! Ihr könnt Euch garnicht vorstellen, was das für ein Luxus ist, eine warme Dusche. Man kann mit so wenig zufrieden sein und lernt, sich auch über die kleinen Dinge wieder zu freuen. Lesson learnt!

 

                                                               Geschafft: Der Thorong La Pass

 

Diese Seite des Passes war deutlich belebter. Bis Muktinath fuhren Autos und die Art der Touris änderte sich sichtbar. Trotzdem waren die nächsten Tage sehr abwechslungsreich. Es ging immer hoch und runter, bis zu 8h pro Tag. Wir liefen durch die tiefste Schlucht der Welt, die Kali-Gandaki-Schlucht mit 5.000 Höhenmeter Unterschied zu den umgebenden Berggipfeln. Der Dhaulagiri (links im Bild) mit seinen 8.176m sollte uns die nächsten Tage begleiten.

 

 

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Unser Guide Tara erzählte uns, daß er in dieser Gegend aufgewachsen war und seine Eltern schon fast 1 Jahr nicht gesehen hatte. Wir überredeten ihn zu einem kleinen Abstecher.

Links: Taras Elternhaus

 

Seine Eltern erwarteten uns schon (Handy!). Zur Begrüßung küßte Tara dem Vater die Füße-wow.

 

 

Ich war allerdings erschüttert, wie einfach das „Haus“ war. Es gab keine Tür und keine Fenster, der Hauptraum war einfach mit Decken ausgelegt (wo man scheinbar nachts auch schlief). Gekocht wurde außerhalb.

 

Da sie nicht auf Gäste eingestellt waren, hatte Taras Mutter für jeden von uns ein Hühnerei gekocht- einfach nur süß. Auf die Frage, wie wir uns revanchieren könnten, erzählte Tara, daß sein Vater starke Zahnschmerzen hat und wir plünderten alle unsere Reiseapotheke.

Eine schöne Station war auch Ghorepani (Ghore=Pferde + Pani=Wasser). Nachdem wir unser Quartier bezogen hatten, bestiegen meine Zimmergenossin Ilka und ich den Poon Hill (3.191m), der eigentlich für den nächsten Morgen im Plan stand- gut so, denn wir hatten traumhaftes Wetter und am nächsten Tag war alles voller Wolken. 

 

Von dort hatten wir einen grandiosen Blick auf den Dhaulagiri und die Annapurna Süd (7.219m) und den Poon Hill für uns ganz allein.

 

 

Hinter Ghorepani ging es dann erstmal 4.000 Stufen runter, durch eine wunderschöne Schlucht mit Märchenwald bis nach Hile. Mittlerweile waren wir auf 1.530m angekommen und hatten angenehme 25°C. Hier gab es einen lustigen Abschiedsabend von unseren Trägern mit Tanzen nach nepalesischer „Popmusik“ und einheimischen Rum.                                          Poon Hill mit Blick auf den Dhaulagiri

 

 

Am nächsten Morgen brachte uns ein Kleinbus nach Pokhara- eine hübsche kleine Stadt mit einem See und rundherum Bergen. Leider konnten wir letztere nicht sehen, da sie im Dunst lagen, es war schwülwarm. Einen Tag verbrachten wir hier und ließen unsere Trekkingtour ausklingen. Am nächsten Tag flogen wir dann zurück nach Kathmandu und sahen aus dem Flieger dann auch die Berge rund um Pokhara.

 

                        Totenverbrennung                                                  Affentempel                           Buddhas Eyes are watching you!

 

Kathmandu war eine Erfahrung für sich. Ich weiß schon, warum ich keine Städte mag und lieber in der Natur bin. Trotzdem war es spannend, diese volle Stadt (1 Mio Einwohner) zu erleben. Sie litt noch deutlich unter den Zerstörungen des schweren Erdbebens von 2015, das leider auch nicht vor den Tempeln haltgemacht hatte.

 

Am  waren die Totenverbrennungen am Fluss Bagmati, der Shiva-Tempel, den nur Hindus betreten dürfen, der Affentempel und die Stupa in Bodnath mit  „Buddhas Eyes“.

 

Das reichte dann aber auch an Kultur...

 

Am nächsten Morgen ging es von Kathmandu leider schon wieder zurück nachhause.

 

Es war die genialste Reise, die ich bis dato unternommen hatte. In Summe bin ich 210km gewandert - 9.460m hoch und 9.930m runter. Der höchste Punkt war 5.416m. 

 

 

Ich kam vollständig geerdet zurück und fing erstmal an, allen möglichen Kram auszumisten. Man kann mit so wenig glücklich sein; unser ganzer Konsum und die vielen sinnlosen Dinge sind nur Ballast in unserem Rucksack, den wir täglich mit uns herumschleppen. WENIGER ist MEHR!

Damit war ich infiziert von der Idee des Ultraleicht Trekkings!