Peru Oktober 2018

Nach meinen Trekking-Erfahrungen aus der Nepalreise 2017 und verschiedenen kleineren Touren in den Alpen (Hüttenwanderung im Kaisergebirge) und auf dem platten Land, wollte ich doch nochmal "Höhenerfahrung" sammeln. Südamerika reizte mich schon lange, da ich während meiner Chilereise 2013 nicht so richtig in die Berge konnte, weil meine Mitreisenden nicht höhentauglich waren. Bei dieser Reise mußte ich auf niemanden Rücksicht nehmen und buchte über DIAMIR eine Reise nach Peru mit 2 Trekkingtouren und zum Abschluss natürlich Machu Picchu...

Hatte ich es schon irgendwo erwähnt? Ich mag keine Städte, obwohl (oder weil) ich lange in Berlin gewohnt habe. Städte haben natürlich auch ihre Vorteile und Reize, aber mich reizt mehr, in der Natur zu sein und mich dort zu bewegen. Daher war ich froh, daß wir nur ganz kurz in Lima blieben und dann gleich nach Huaraz im Norden Perus weiter gereist sind (8h im Luxusbus). Damit waren wir schon auf 3.050m!

 

Nach einem Akklimatisationstag mit unserem Guide Nestor und einer kurzen Wanderung in der Umgebung starteten wir auf dem Santa Cruz Trail in einem der Nationalparks unsere erste Trekkingtour. Unsere Truppe bestand aus 7 Wanderern, unserem Guide, dem Koch Luki und 3 Muli-Treibern. Ich war mit deutlich weniger Gepäck unterwegs als in Nepal, wobei das Hauptgepäck diesmal von Mulis getragen wurde.

 

Santa Cruz Trail: Cashapampa (3.050m) - Llamacorral (3.750m) - Arhuaycocha (4.200m) -Taullipampa (4.200m) - Huaripampa (3.600m)

 

Wir waren insgesamt 5 Tage unterwegs und schliefen in 2-Mann-Zelten. In unserer Reisebeschreibung stand "inkl. Sanitärzelt". Darunter kann man sich nun alles mögliche vorstellen- Kopfkino. Die Überraschung war dann groß: Es war ein Zelt mit einer Grundfläche von ca. 80x40cm und einer Höhe von 1,90m. Wenn man den Reißverschluss öffnete, fand man darin ein ca. 30x30cm großes Loch im Boden :)- unsere Outdoortoilette!

Der Sternenhimmel war überwältigend. Auf der ersten Etappe trafen wir noch andere Wanderer- danach hatten wir die Berge für uns.  Das Herz ging auf und trotz der Anstrengung fühlte ich mich sauwohl- es hätte ewig so weiter gehen können... Wir wanderten durch eine beeindruckende Bergwelt mit Schneemützchen und viel Grün. Mit einem tollen Bergsee auf 4.420m (Arhuay Cocha) rundete die Natur  ihre Perfektion ab.

 

Unser höchster Punkt war am 3. Tag die Gletschergrenze auf 5.000m, die wir von unserem Campingplatz aus erkundeten. Von dort konnten wir den See auch nochmal von oben sehen. Abends gab's dann ein Lagerfeuer mit selbstgesammeltem Feuerholz. Am 4. Tag überquerten wir den Paß auf 4.750m. Unser Guide erklärte uns, daß das die "normalen" Wege sind, über die die Einheimischen ihre Verwandten auf der anderen Seite des Berges besuchen- da muß man seine Verwandtschaft schon mögen!

 

 

 

  

Auf der anderen Seite des Passes fanden wir dann noch einen wunderschönen Platz für unsere Zelte auf "nur" 3.600m, mit Bächlein, Blumen und viel Grün. Da kamen dann mal ganz spontan ein paar einheimische Frauen und breiteten ihre tollen, farbenfrohen Decken aus, um uns Selbstgestricktes vom Alpaka und -genähtes anzubieten. Da ich leider Wolle nicht vertrage, habe ich ihnen ein Bier abgekauft- oh, war das lecker! Und die leere Flasche haben sie auch wieder mitgenommen.

 

Da es um 6h hell wurde und um 18h wieder dunkel, hatten wir nach dem Abendbrot noch Zeit, den gigantischen, klaren Sternenhimmel mit einem Fast-Vollmond zu bewundern. Es war verdammt kalt (unter 0°C) und ich war wohl zu lang draußen- jedenfalls fing in der Nacht der Hals an zu kratzen...

 

 

Am nächsten Tag erreichten wir nach ca. 4h das Ende des Trails und wurden schon von einem Kleinbus erwartet. Unser Mittag nahmen wir an einem wunderschönen Gletschersee ein, dem Lake of Llanganuco. Mit seinem weißen Sandstrand und dem türkisfarbenen Wasser hätte das auch in der Karibik sein können, wenn da nicht die Berge wären...

Um 16h waren wir zurück in unserem Hotel in Huaraz und ich wollte nur noch schlafen. Ich hatte Fieber, Kopfschmerzen, Ohren dicht und Schnupfen. Ich schlief bis zum nächsten Morgen durch und dann weiter im Bus nach Lima. Wahrscheinlich hat mich diese "Schlafpause" gerettet, so daß ich für die zweite Trekkingtour dann (fast) wieder fit war. Allerdings war der Flug von Lima nach Cusco nicht ganz so lustig, da meine Ohren zu waren und der Druckausgleich nicht funktionierte. Die Landung war ziemlich unangenehm und ich konnte etwa 2h kaum etwas hören... Aber danach ging es wieder bergauf :)

 

In Cusco nahm uns unser neuer Guide Paul in Empfang und zeigte uns erstmal seine Stadt. Die einstmalige Hauptstadt der Inkas auf 3.300m hat schon einige beeindruckende Plätze.

 

Paul setzte viel Herzblut daran, uns die Inkakultur nahe zu bringen und ihre Architektur und Kultur zu erklären. Er selbst hat erst Jura studiert, sich dann aber doch der Inkakultur verschrieben- seine Begeisterung merkte man sofort.

 

Am interessantesten fand ich die San Pedro Markthalle mit ihren buten Stoffen, den verschiedenen Sorten Mais und Kartoffeln, Guinea Pigs und Hühnerbeine...

 

 

 

 

Viele von den Spaniern erbauten Gebäude sind bei den regelmäßigen Erdbeben eingestürzt, nicht so die Mauern der Inkas. Sie haben keine Fugen und die Steine sind intelligent über Metallstrukturen miteinander verbunden. Sehr beeindruckend. Wir konnten diese Bauweise in Cusco, Sacsayhuaman ("Sexy Woman"), Pisaq und am Ende auch in Machu Picchu bewundern.

 

Am Tag darauf starteten wir mit einem Kleinbus in Richtung Trekkinganfang. Wir fuhren durch das Heilige Tal, besuchten die alte Inkastadt Pisaq und erreichten am Abend den kleinen Ort Ollantaytambo. Hier übernachteten wir nocheinmal in einem Hotel. Unsere Trekkingverpflegung, die Zelte, Equipment und den Koch hatten wir bereits an Board.

Paul erzählte uns, daß in der Gegend die Coca-Bauern gerade für höhere Preise streiken. Sie dürfen die Coca-Blätter nur an die Regierung verkaufen und die zahlt zu wenig. Daher haben sie einige Straßen blockiert - leider auch die, über die wir am nächsten Tag fahren wollten. Also versuchten wir über einen möglichst frühen Start (3.15h) noch vor der Blockade durchzukommen, was uns leider nicht gelang.

 

Gegen 6h ging es nicht mehr weiter- die Straße war zu. Uns blieb nichts anderes übrig, als unser ganzes Gepäck, inkl. Gasflaschen, Zelte, Stühle, Essen etc. um die Blockade herum zu tragen und uns nach einer Mitfahrgelegenheit umzusehen- Paul hatte Stress!!!

  

Um zu unseren Mulis zu kommen, brauchten wir den ganzen Tag und mußten noch 3x das Gefährt wechseln. Am Abend fing es dann auch noch an, kräftig zu gewittern- unsere Stimmung war nicht gerade berauschend. Wir entschieden uns, statt im Zelt auf einem Grundstück doch nochmal in einem Bett zu schlafen, was die Laune etwas anhob... Meine Erkältung war mittlerweile auch am Abklingen- auf zu neuen Taten!

 

2. Trekkingtour: Huancalle (3.000m) - Kollpa (3.900m) - Pass (4.592m) - Lazunapampa (3.949m) - Yanama (3.500m)

 

Am nächsten Morgen war blauer Himmel, die Sonne schien warm auf uns herab und alle waren bester Laune. Meine Bronchien waren noch etwas verschleimt, aber es ging. Gegen 15h erreichten wir unser erstes Camp, wo wir auch die Mulis und ihre "Herrchen" trafen. Es war eine Familie: Die Mutter (65) war die Chefin, da sie lesen und schreiben konnte und auch etwas Spanisch sprach. Ihr Mann (70) half dem Koch und der Sohn (?) kümmerte sich um die Mulis und das Pferd der Mama. 

 

Unser neuer Koch mußte sich ganz schön anstrengen, um an die gewohnte Qualität von Lukis Speisen heranzukommen, aber am Ende des Treks hatte er gleichgezogen ;) Das Essen war wirklich immer lecker und frisch zubereitet. Es gab verschiedene Sorten Kartoffeln, Reis, Quinoa und viel Gemüse und die Fleischesser bekamen auch immer ihre Portion. Dazu gab es immer noch einen Nachtisch. Wir wurden also ziemlich verwöhnt.

 

 

Am 2. Trekkingtag ging es ziemlich steil bergauf, immer auf gut erhaltenen  Inkapfaden. Die Inkas haben irgendwie Stufen geliebt- manchmal kam es mir vor wie Treppentraining. Gegen 10h erreichten wir den Paß mit 4.592m und hatten einen tollen Blick ins nächste Tal. Unser Tagesziel lag dann  nochmal 600 Höhenmeter weiter unten.

Nachdem wir unsere Zelte aufgebaut hatten, beobachteten wir 2 junge Männer die erst eine Kuh einfingen und dann versuchten einen RICHTIGEN Bullen mit dem Lasso zu bändigen. (Er erinnerte mich ein bißchen an Ferdinand, den Stier). Dieses sehr beeindruckende Tier war überhaupt nicht der Meinung, seine Freiheit hier in der Bergen aufzugeben. Er wehrte sich mit aller Kraft!

 

Unser Guide und die beiden Mulitreiber versuchten, den beiden Jungs zu helfen. Während des ganzen Hin- und Her riss sich der Bulle los und rannte auf Paul zu. Der konnte sich nur mit einem beherzten Sprung hinter einen Felsen retten... Und dann stand der Bulle da und schaute in unsere Richtung... Wir waren mucksmäuschenstill und rührten uns nicht vom Fleck. Gottseidank schaffte es dann einer der beiden Bullenfänger, ihm wieder ein Seil um sein Bein zu schlingen und ihn von dem weiteren Weg in unsere Richtung abzuhalten - puhhhh. Glück gehabt.

Den ganzen Weg durchs Tal hatten uns schon lästige Minimücken traktiert. Wenn sie zustechen bzw. beissen, spritzt sofort das Blut. Und man merkt sie garnicht. Aber hier auf dem Campingplatz konnten wir uns kaum retten. Paul machte erstmal ein paar qualmende Feuer an aus feuchtem Moos und Holz- das half etwas gegen die kleinen Biester. Allerdings verschwanden dann alle relativ schnell in ihren Zelten und erschlugen dort alles, was rumflog. Die beiden Jungs mit Kuh und Bulle machten sich noch am gleichen Abend auf ihre 2-Tagestour zu ihrem Dorf. Wie sie durch die Schluchten durchgekommen sind, ist mir bis heute ein Rätsel...

 

 

Am nächsten Morgen starteten wir wie immer kurz nach dem Frühstück um 7h. Es ging auf und ab durch Dschungel bis zu einem Fluß. Danach stiegen wir nochmal 500 Höhenmeter auf bis nach Yanama. Wir bezogen unser Camp und schauten uns dann ein Fußballspiel der Dorfjugend an. War lustig. Wir waren eines der Highlights :)

 

 

 

Am darauffolgenden Tag wurden wir von einem ziemlichen Schrottauto abgeholt, da der Veranstalter keinen anderen gefunden hatte, der uns über den nächsten Paß (4.643m) und hinunter ins Tal befördern wollte. Am Auto fehlte an der rechten Seite eine Scheibe (Steinlawine), der Bautenzug der Handbremse schwang frei und irgendetwas schliff am hinteren Rad. Außerdem war hinten genau neben meinem Sitz ein tellergroßes Loch in der Karosse, wo lustig der ganze aufgewirbelte Staub der Straße ins Innere drang. So saßen wir alle mit Mundschutz im Wagen und waren am Ende mehr eingestaubt, als unsere Taschen auf dem Autodach.

 

Mit kurzem Zwischenstopp auf einer kleinen Kaffeeplantage erreichten wir gegen 14h die Bahnstation, von wo aus uns der Zug nach Aguas Calientes bringen sollte. Da wir aber den ganzen Tag im Auto gesessen hatten, beschlossen wir einstimmig, das Stück (ca 2h) lieber zu Fuß zu gehen. Unser Koch und Paul fuhren mit unserem Gepäck mit dem Zug und wir machten uns allein auf den Weg.

 

Es ging immer entlang der Schienen und der Weg war garnicht zu verfehlen. Etwa auf halber Strecke kamen uns zahlreiche vermummte Gestalten entgegen. (Ich war mit T-Shirt und kurzen Hosen unterwegs). Sie berichteten uns, daß sie von Killerbienen angegriffen wurden. ja, ja ...

 

Wir gingen weiter. Plötzlich kamen wie aus dem Nichts Schwärme von Bienen auf uns zu, setzten sich hin und stachen zu. Soetwas hatte ich auch noch nicht erlebt. Ich hatte in kürzester Zeit  8 Stiche und rannte nur noch zurück. Außerhalb der Gefahrenzone zog ich dann Jacke, lange Hose, Schaltuch und Mütze an. Die Sonnenbrille verdeckte noch den Rest. Es war unendlich warm darunter, dafür kam ich nun aber heil durch den Schwarm. 10min später war der Spuk vorbei.

 

 

Paul erklärte uns dann, daß die Bienen sehr aggressiv ihren Bau verteidigen, wenn die Königin gestorben ist...

 

In Aguas Calientes bezogen wir unser Hotel und konnten mal wieder ausgiebig duschen- was für ein Luxus! 

 

Am nächsten Tag erwartete uns der kulturelle Höhepunkt der Reise. Machu Picchu- ein Muß, wenn man in Peru ist. Ich hatte lauter tolle Bilder der verlassenen Inkastadt im Kopf. Sie thront auf 2.450m auf der Spitze eines Berges. Als die Spanier hier eintrafen, war sie bereits verlassen. Es ist bis heute nicht geklärt, wer sie erbaut hat und warum sie verlassen wurde. Die Gebäude sind jedenfalls sehr gut erhalten, nur die Dächer fehlen (waren ursprünglich aus Holz und Stroh). Sie haben bisher allen Erdbeben getrotzt!!!

 

      

 

Wir fuhren mit einem der ersten Busse nach oben. Die Realität war natürlich noch viel beeindruckender als alle Bilder dieser Welt. Ich war überwältigt! Die Berge waren noch im Nebel, der allmählich nach oben zog. Es sah sehr mystisch aus.

 

 

 

Der Besucherstrom wird sehr geschickt durch die Stadt gelenkt, man darf immer nur in eine Richtung gehen und nie zurück. Paul begleitete uns die ersten beiden Stunden und erklärte die verschiedenen Gebäude und deren Zweck. Die Inkas haben sich sehr stark mit Astronomie beschäftigt. Viele Bauwerke dienten nur der Bestimmung des Sonnenstandes und den beiden Sonnenwendentagen im Juni und Dezember. Dann fällt das Sonnenlicht in einem bestimmten Winkel durch eine definierte Öffnung oder Fenster und erzeugt Muster oder Schatten.

 

Und übrigens sollte man Machu Picchu richtig aussprechen (Pikchu!), denn Machu heißt groß und Picchu heißt Berg. Dagegen bedeutet Pichu Penis ;) . Außerdem habe ich mir gemerkt, daß Pampa Ebene bedeutet und Gold = Tränen der Sonne / Silber = Tränen des Mondes sind...

 

Gegen Mittag bestiegen wir noch den angrenzenden Waynapicchu mit 2.667m. Von dort hatten wir nochmal eine andere Perspektive auf die Stadt. Allmählich hatten wir uns satt gesehen und beschlossen den Weg ins Tal anzutreten. Mir war allerdings die Schlange am Bus zu lang und ich ging den Wanderpfad nach unten. Ich war zwar nicht schneller, aber der Weg war sehr schön und ich konnte die Eindrücke noch etwas abklingen lassen.

 

Am nächsten Tag ging es dann ganz schnell: Wir fuhren mit dem Bus zurück nach Cusco, flogen von dort nach Lima und weiter nach Madrid und schwupps war ich wieder in Berlin mit dem Kopf voller Bilder und genialen Eindrücken und fit wie ein Turnschuh auf der geringen Höhe.

 

Auch das war wieder ein kleiner Meilenstein in der Vorbereitung auf meinen Te Araroa. Ich testete Schlafsack und Isomatte bei sehr kalten Temperaturen und verfeinerte meinen Zwiebel-Look weiter. Ein paar Sachen hatte ich zuviel dabei.

Fazit: Kleiderordnung und Schlafequipment steht nun fest.